Die Übung der vorletzten Woche hieß: “Lassen Sie die Hände ruhen”. Mehrmals am Tag sollten die Hände in den Schoß gelegt werden und in totalem Stillstand ruhen.

Ich hielt also immer wieder für ein paar Augenblicke inne, legte die Hände auf meine Beine und versuchte achtsam zu sein. Dabei konzentrierte ich mich auf das Gefühl in meinen Händen, die Berührungspunkte mit den Beinen, Empfindungen etc. Es waren willkommene kleine Pausen im Arbeitsalltag, die kurz zum Durchatmen einluden. Das war es aber auch schon. Ich hatte keinen großen “Erleuchtungen” oder dergleichen.

In der Woche danach ging es darum, “Ja” zu sagen. Man sollte “Ja” zu jedem und allem, was geschieht sagen. Meine erste Reaktion war weniger begeistert. Schließlich kann ich ja nicht einfach zu allem Ja und Amen sagen, zumal ich in den letzten Jahren gelernt habe, meine eigene Meinung zu vertreten. Als Teenager ging ich meist mit dem Mainstream und stimmte lieber überall zu, um nicht negativ aufzufallen. Nun gut, ich wollte wenigstens gut überlegen, ob es in der jeweiligen Situation angepasst ist, zuzustimmen.

Im Prinzip hatte ich nur zwei Gelegenheiten, wo ich bewusst “ja” gesagt habe. Die erste war bei einem Termin beim Gastroenterologen. Wie ihr ja vielleicht aus alten Posts wisst, kämpfe ich immer noch mit ständigen Magen-Darm-Beschwerden. Man kann es Reizdarm nennen, aber das hilft mir auch nicht weiter. Jedenfalls wollte der inzwischen total ratlose Arzt (auch er kann mir nicht mehr helfen…) mich zur Ernährungsberatung schicken. Bisher hatte ich mich immer dagegen gesträubt. Ich hatte schon viel ausprobiert (glutenfrei, FODMAP, Paleo, …) und glaubte einfach nicht, dass ein Ernährungsberater mir noch so viel neues nennen kann. Zumal mich die Probleme schon genügend Geld gekostet haben und ich nicht noch mehr ausgeben wollte (die Kasse übernimmt nur einen Teil). Dennoch schluckte ich meinen Stolz hinunter und willigte ein. Den ersten Termin bekam ich recht schnell und auch hier habe ich in gewissem Maße “ja” gesagt: Die Ernährungsberaterin war mir leider nicht vollkommen sympatisch. Trotzdem blieb ich nett und aufgeschlossen und gab ihr eine Chance. Ob sich das alles lohnt wird sich in den nächsten Wochen zeigen.

Die zweite Gelegenheit kam beim Einkaufen. Wir sammeln seit vielen Monaten Payback-Punkte, um uns einmal etwas größeres davon zu leisten. Allerdings haben wir noch nie etwas passendes gefunden. Trotzdem wollte ich die vielen Punkte nie zum Bezahlen verwenden, da wir eisern weiter gesammelt haben. Durch ein Missverständnis an der Kasse glaubte der Verkäufer, ich wolle meinen 60€-Einkauf mit Payback-Punkten bezahlen. Ich zögerte nicht lange und willigte ein. Nun haben wir zwar nicht mehr ganz so viele Punkte auf unserem Konto, aber dafür eine Menge Geld gespart. Hier hat das “Ja”-Sagen wirklich ein gutes Gefühl hinterlassen.

Im Buch heißt es, die Übung hilft uns zu sehen, wie oft wir einen negativen Standpunkt einnehmen oder anderen widersprechen. Wann immer man den Impuls verspürt “nein” zu sagen, zum Beispiel weil man eigentlich sehr viel zu tun hat, soll man sich überlegen, ob das wirklich notwendig ist. Vielleicht ist es manchmal möglich, einfach zu nicken oder freundlich zu schweigen. Man kann das Ganze auch auf das komplette Leben ausweiten: “Kultivieren Sie eine innere Haltung des “Ja” zum Leben und zu allem, was Ihnen das Leben bringt. Das spart eine Menge an Energie”.